Fetisch ≠ Sex

Wer in Kleidung aus Leder, Gummi, Lack herumläuft oder gar eine Hundemaske trägt, der will doch nur Sex und am besten sofort. Aber ist es wirklich so einfach?

Man mag fast meinen, dass es ein Sommerlochthema ist. Jedes Jahr entbrennt in der queeren Community eine scharfe Diskussion und immer ist es irgend ein Fetisch, der ausgeschlossen werden soll.

Ein paar Beispiele

Der CSD Bremen schreibt 2021 „Das Darstellen von Fetischen in der Öffentlichkeit finden wir nicht hilfreich, wenn wir bei der gleichen Demonstration und Kundgebung über Themen wie Asylrecht, Trans*Recht oder queere Krankenversorgung sprechen möchten. Gerade bei Fetischen, die für Zuschauende sexuell gelesen werden, stellt sich zusätzlich das Problem, dass das Publikum nicht einwilligen kann (fehlender Konsens im Sinne von Safe, sane, consensual).“ – Nach einem heftigen Aufschrei, der durch die Community ging, wurde die Passage geändert.

Nach dem diesjährigen CSD Berlin kursiert ein Bild durch die sozialen Medien, in dem Menschen mit Hundemasken auf dem Boden knien und ein kleines Kind vor ihnen steht. Direkt danach startet ein Verein eine Petition für das Verbot von Fetischen auf bei allen CSDs mit der Begründung, dass es sich hierbei um Kindeswohlgefährdung handelt. Das Bild ist bereits mehrere Jahre alt und hat mit dem aktuellen CSD Berlin überhaupt nichts zu tun. Zudem sehen Kinder es erfahrungsgemäß eher als Spiel an und freuen sich, wenn sie menschliche Hunde streicheln und mit ihnen interagieren können.

Jedes Jahr veranstaltet der Heidepark gemeinsam mit dem CSD Nord e.V. einen Rosa Tag. Dieser soll Berührungsängste abbauen und die Community unterstützen. Allerdings schreiben Sie ab diesem Jahr, dass es neue Spielregeln gibt und dazu zählt „keine Darstellung von Fetisch“.

Fetisch als Problem?

Geht es in diesem Fällen tatsächlich um Fetisch an sich? Nein! Das Argument dahinter ist immer: „Dort sind ja auch Familien und Kinder. Und Kinder müssen geschützt werden.“ Hundertprozentig einverstanden, wenn es um sexuelle Handlungen geht. Jedoch kommt hier nun genau die Frage auf, die wir eingangs aufgeworfen haben: Nimmt ein Kind Schaden, wenn es einen Kerl in Lederuniform sieht oder einem Menschen mit Puppy-Maske begegnet? Nicht Fetisch ist also das Problem, sondern die Darstellung oder gar Durchführung von Sex.

Wir sind Menschen und wir haben eine Erziehung genossen und wissen, zu welchen Gelegenheiten wir uns wie zu benehmen haben. Und nur weil wir nicht dem Heteronormativ entsprechen, heißt das nicht, dass man uns ausschließen muss. Begreift es als Möglichkeit, die Vielfalt in der Welt zu erkennen!

Einen sehr lesenswerten Post mit dem Thema „Der CSD, Fetische und deren Instrumentalisierung“ gab es kürzlich vom CSD Deutschland e.V.

Wir als Verein werden weiter dafür einsetzen, dass Fetisch nicht weiter instrumentalisiert wird und wir werden uns auch weiterhin nicht verstecken.